Dienstag, 19. August 2008

Milli Vanilli in Peking

Frage: Was ist der Unterschied zwischen Milli Vanilli und der Eröffnungsfeier der olympischen Spiele 2008 in Peking? Der Schwindel in Peking flog schneller auf. Aber Spass beiseite: Interessant die Publicity, die Milli Vanilli, dank der Olympiade, nochmal erleben durften: Einmal kurz "Milli Vanilli Peking" in die Suchmaschine der Wahl eingegeben, hoppla, da rauscht es aber im www.... Publizistischer 2. Frühling, sozusagen.

Wie auch immer: Milli Vanilli, jenes Pop Duo aus den 80ern, das weniger wegen seiner Sangeskünste, sondern eher als "The Big Playback Swindle" seinen Platz in der Musik-Geschichte hat, waren wenigstens erwachsen. Die beiden kleinen Mädels dagegen können einem nur leid tun. Da gewinnt der Slogan "Dabei sein ist alles" einen unappetitlichen Beigeschmack.....

Dabei sind, wenn man es genau nimmt, die Oberen in Peking nur konsequent. Wo nichts so ist, wie sein sollte - nämlich die Sportler clean, Olympia unpolitisch, oder die Meinung frei - warum also bei der Eröffnungsfeier "authentisch" sein? Und dass mir dann noch Walter Benjamins "Das Kunstwerk im Zeitalter seiner technischen Reproduzierbarkeit" durch den Kopf ging, sei mir mal erlaubt. Zeigt sich doch Benjamins Essay aus den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts angesichts dieses Eröffnungs-Tamtams, getürkte TV-Bilder und Riefenstahl-eske Masseninszenierung inklusive, überraschend wenig angestaubt.
Nun, das moderne Pop Business stellt ja im Prinzip auch nichts anderes dar als eine Art "Super-Playback-Situation" (Musikstudio, CD, Download,Video etc....). Es darf also konstatiert werden: Geliefert wie bestellt. "Live" ist in den allgemeinen Geschäftsbedingungen der Gegenwart nicht zwingend vorgesehen. Pop goes Olympia, Olympia korrumpiert sich selbst, und China marschiert auch hier vorneweg. Playback on, the show must go on.

PS: Milli Vanilli mussten übrigens, nachdem die Schummelei aufgeflogen war, ihren Grammy zurückgeben.