Montag, 27. Oktober 2008

Popkorn Kino vs. White Stripes

Eigentlich bin ich ja aus dem Alter raus, um an James Bond Filmen noch was zu finden. Ausnahme: Der neue Bond Streifen "Ein Quantum Trost". Um genau zu sein: Der Titelsong. "Another Way To Die" mit Alicia Keys und Jack White (genau, der von den White Stripes). Hochexplosive Mischung, das. Bitte mehr davon.

Dass Jack White darüberhinaus auch sauer sein soll, weil dieser Song zusätzlich, aber unabgesprochen, für Coca Cola Werbung läuft - schon klar. Wär mein Fall auch nicht. Weder geschüttelt noch gerührt.

Ins Kino werd´ ich aber trotzdem nicht gehen. Dann schon lieber "Another Way To Die". Ohne Cola und Popkorn.

Montag, 20. Oktober 2008

Finanzen, Hypotheken, und andere Naturphänomene

So was aber auch. Banken Pleiten im Minutentakt, geplatzte Kredite galore, Finanzkrise weltweit, Kapital Vernichtung in unvorstellbaren Dimensionen. Willkommen in der Finanzkrise 2008.
Als Nicht-Finanz-Experte, dafür aber mit gesundem Menschenverstand ausgestattet, fällt mir erstmal Murphy's Law ein: Was schief gehen kann, geht schief. Ich darf also auch in einem Musik-Blog darüber schreiben.

Worum gehts? Die Überrraschung/das Entsetzen darüber, was bei Banken und Aktien Märkten derzeit abgeht. Im Allgemeinen. Und dass ich selbiges nicht wirklich nachvollziehen kann, mir im Besonderen. Zeigt sich doch nur: Ein System, das auf Raffgier beruht, ist nunmal per se raffgierig. Und das Ding heisst noch immer: Kapitalismus. Auch wenn viele meinen, dort das beschönigende Etikett "freie", oder gar "soziale Marktwirtschaft" draufpappen zu müssen. Aber Kapitalismus ohne Raffgier gibt es genausowenig wie ein bischen schwanger. Meint: Wenn zum Gegenstand von Finanzspekulationen mutiert, was eigentlich eine Selbstverständlichkeit für jeden Menschen darstellen sollte (z.B.: ein Dach überm Kopf, Agrar-Erzeugnisse, oder sauberes Klima) - da darf über gesamtgesellschaftliche Eigentumsverhältnisse nachgedacht werden. Und bis dahin gilt weiter: auch wenn die gegenwärtige Krise irgendwie überwunden werden sollte - die nächste kommt bestimmt.

Kurz nachgedacht: Geld hat, im Gegensatz zu einer Ware (z.B. Immobilie, iPod, 1 Pfund Butter), keinen Wert an sich. Man kann es nicht essen, nicht drin wohnen, nicht anziehen, und auch sonst taugt es zu nichts. Es ist nur ein digitalisierter Datensatz vom Konto, oder, wem die Oldschool Definition lieber ist, ein Fetzen Papier, mit einer beliebig aufgedruckten symbolischen Zahl. Je mehr Nullen, desto besser. Es ist allein ein Versprechen, dass es soundsoviel "wert" sei. Und es entscheidet, wer auf diesem Planeten im Überfluss leben darf.
So weit, so fragwürdig. Der Punkt ist, dass der Wert eines Produktes in diesem "Geld" bemessen wird. Damit wird das Produkt zur Ware, und die hat dann ihren "Preis". Im Kommunismus war der Preis staatlich verordnet. Hat nicht funktioniert. Im Kapitalismus soll dieser sich regeln über "Angebot" und "Nachfrage". Treffer, ebenfalls versenkt. Ein hungernder Bauch in den Slums von Manila, Rio, Bombay, New York oder dem Sudan hat keine "Nachfrage", sondern Magenknurren.
Stattdessen: Thema "Geld" und "Versprechen". Gestatten, die Finanzkrise. Und Versprechen beruhen nunmal auf? Richtig, Vertrauen. Aber wie hatte doch Adorno schon formuliert: Es gibt kein wahres Leben im Falschen.
Es lebe also die Bank meines Vertrauens.

Viel spannender als das allgemein geheuchelte (oder auch reale) Entsetzen finde ich die Tatsache, dass, nachdem die kommunistischen Wirtschafts- und Gesellschaftsmodelle bereits in den 90er Jahren ihren Löffel abgaben, nun der Kapitalismus selbst verhandelt wird. Mit der Verstaatlichung von Banken wird einer der zentralen Grundpfeiler der freien Marktwirtschaft schnell mal über Nacht entsorgt. Daran zeigt sich die Tragweite dessen, was gerade passiert; Ende offen.

Das derzeitige betroffen-aufgeregte Suchen nach Gründen ("wie konnte das überhaupt passieren?") kommt mir jedenfalls oft genug ideologisch überprägt daher. So werden als Ursache dieser weltweiten Finanzkrise gern die gefallenen Preise für Immobilien in den USA bemüht. Immobilien, welche die Baufinanzierer eigentlich als Sicherheit für Kredit Vergaben wähnten, verloren an Wert und wurden somit tickende Zeitbomben in den Bilanzen, als Eigenheim Besitzer und Bauherren aufgrund gestiegener Zinsen plötzlich die Hypotheken Raten nicht mehr zurückzahlen konnten. Diese Zeitbomben wurden dann auch noch weiter verramscht. Undsoweiter.

Soso.
Die Arbeitslosenzahlen steigen im Winter. Weil das Wetter schlecht ist.
??
Genau. Wenn Argumente ausgehen (oder erst gar nicht argumentiert werden soll), dann ist das heutzutage oft daran zu erkennen, dass das Wetter herhalten muss. Auch immer gut: einen pseudo-faktischen Kausalzusammenhang konstruieren. Hokuspokus, schon sind wir aus dem Schneider. Denn dafür kann ja keiner was. Vulkan xy ist ausgebrochen. Die Immobilienpreise sind gefallen. Im Winter ist das Wetter schlecht. Die Stimmung an der Börse ist so. Oder so. Oder überhaupt. Ist halt so.

Dabei wäre es interessanter, über Begründungszusammenhänge (Soziologen-Sprech: Legitimationen) zu reden. Denn Immobilien-Preise fallen nicht einfach "so". Genausowenig, wie Arbeitslosigkeit mit dem Wetter erklärbar ist. Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme sind keine faktischen (Natur-)Konstanten, sondern von Menschen gemacht und gewollt. Und als solche auch eingesetzt. Sei es per "demokratischer" Wahl, per Knüppel, oder es wird gleich als "göttliche Ordnung" verkauft...... Jedenfalls immer auch eine Legitimation dafür, wie Reichtum verteilt wird. Irgendwie muss ja plausibel gemacht werden, warum einige wenige viel haben, und viele andere wenig. Was dem einen seine Elendshütte, war dem anderen schon immer seine Residenz. Eine Binsenweisheit, so alt wie die Geschichte der Menschheit. Im Mittelalter hiess das noch "gottgegeben". Heute ist man da technokratischer und nennt´s halt "arbeitslos" bzw. "fleissiger erfolgreicher Unternehmer". Gern auch "Weltwirtschaftsordnung". Oder eben, Achtung Moralfinger, "böse Zocker Bank". Aber leider haben diese dummen Immobilienpreise ja nicht mitgespielt.

Da predige mir nochmal einer die "soziale" Marktwirtschaft als der Weisheit letzter Schluss. Könnte mich ja zu der Überlegung bringen, ob das dann auch für Freiberufler wie mich gilt: Schulden machen, Schäfchen ins Trockene bringen, und dann mein Musikstudio verstaatlichen lassen.
Sozial ist, wie man´s interpretiert.